Kredite sind der Rohstoff der Finanzindustrie, sie projizieren Zahlungsforderungen in die Zukunft. Diese Forderungen werden routinemäßig versichert und an Dritte verkauft. Das hat zwei Effekte: Sie verwandeln sich unmittelbar in Vermögen. Und: Die Zukunft ist verkauft. Das heißt, sie ist versperrt und ihrer Möglichkeiten beraubt. Die Schulden der einen sind die Vermögen der anderen. Seit die Bank of England im letzten Jahr Geld als IOU (I owe you = ich schulde dir) erklärt hat, gewinnt dieser Geldbegriff langsam Anhänger – in Deutschland besonders langsam. Der Vortrag verbindet die Häuser- und Bankenkrise des Jahres 2008 mit Hyman Minskys Theorie der Spekulation sowie Perry Mehrlings Ausführungen zur Geldtheorie und wirft von dort einen Blick auf den gegenwärtigen Zustand der Wirtschaft und des Kunstmarktes.
"Telefonjoker" während der Ringvorlesung: Referent Stefan Heidenreich
Stefan Heidenreich lebt und arbeitet in Berlin. Er forscht und publiziert zu Medien, Ökonomie und Kunst. Er war Researcher am Center for Digital Cultures an der Leuphana Universität Lüneburg und unterrichtete an diversen Hochschulen, darunter Designtheorie an der Kunsthochschule Kassel, Architektur und Kunst an der ETH Zürich, Visual Arts am MIT und Medientheorie an der Bauhausuniversität Weimar. Als freier Journalist, Kunstkritiker und Essayist ist er außerdem für Zeitungen (Süddeutsche, F.A.Z., taz, Freitag, Die Zeit) und diverse Magazine tätig (Monopol, AD, Domus, Mousse, Frieze). Im November erscheint sein neuestes Buch „Forderungen“ bei Merve (verfasst zusammen mit Ralph Heidenreich) zur aktuellen Finanz- und Politikkrise.