Georges Bataille und der Entwurf einer Heterologie

Rita Bischof

Veranstaltungsreihe

Schuld und Schulden. Leben im Debtfare-Staat

Studienrichtung

Fachbereich Theorie

Ort & Zeit

Di, 08. Dez 2015, 19:30 Uhr

Nimmt man Benjamins Definition des Kapitalismus als einer Religion beim Wort – und es wäre dies in der Tat die einzige, die den Begriff einer Weltreligion erfüllt – dann kann Batailles um 1930 entworfenes Konzept einer Heterologie nur als ein entschiedener Einspruch gegen eine solche Schulden basierte Religion verstanden werden. Dem damit gesetzten Mangel stellt er, was heute noch wie ein Sakrileg klingt, den Überfluss und die Verschwendung entgegen. Angesichts einer Welt, in der nicht nur Staaten, sondern zunehmend auch Individuen in der Schuldenfalle stecken, in der Schulden nicht nur die Ursache der Krise, sondern auch ihre Lösung zu sein scheinen, stellt sich allerdings die Frage, ob es das Heterogene, Inkommensurable, Überschüssige überhaupt noch gibt und wenn ja, wie sein utopisches oder rettendes Potential bewahrt werden kann. Grund genug, noch einmal an Batailles Konzept der Heterologie als einer Lehre des ganz Anderen zu erinnern.

Rita Bischof ist Philosophin. Nach Forschungs- und Lehraufenthalten in Paris und Florenz sowie langjähriger Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten ist Rita Bischof seit 2006 freie Schriftstellerin und lebt in Berlin.