Veranstaltungsreihe
FILMKRITIK vs. VIDEOESSAY – Nachdenken über Film
Studienrichtung
Ort & Zeit
Di, 20. Jun 2017, 19:30 Uhr
FILMKRITIK vs. VIDEOESSAY – Nachdenken über Film
Di, 20. Jun 2017, 19:30 Uhr
Christoph Girardet verarbeitet Fremdmaterial (found footage), entnommen aus den sich ständig erweiternden Archiven der Filmgeschichte, zu Filmen und Installationen. Im Ergebnis beeindrucken seine Arbeiten aber nicht nur aufgrund ihrer Präzision, mit der sie die Struktur der Filmbilder durch ein Verfahren zum Sprechen bringen, welches selbst analog zum ursprünglichen Konstruktionsprozess dieser Bilder verläuft. Über die Form der Bildkritik als reine Untersuchung des Denkens der Bilder hinaus entsteht eine ganz eigene Bildwelt, die auch von einer melancholischen grundsätzlichen Abwesenheit handelt, wie in seiner Installation „Silberwald“ (2010), die im Zentrum dieses Vortrages stehen wird.
„Silberwald“ richtet den Blick auf eine überinszenierte Unversehrtheit im deutschen Nachkriegskino. Drei synchronisierte Projektionen zeigen sich beständig ändernde Tableaus, die das Austauschbare der Bildentwürfe des Heimatfilmgenres offenbaren und die zugleich als suggestive Landschaftspanoramen den Betrachter vereinnahmen. Die harmlos erscheinenden Auftritte, Gesten und Handlungen der archetypischen Protagonisten in der ihnen zugeschriebenen Konstruktion von Natur verdichten sich in „Silberwald“ zu einer Erzählung über Beziehung und Einsamkeit, Rivalität und Orientierungslosigkeit, Angst und Verdrängung.
Christoph Girardet, geboren 1966 in Langenhagen. Studium in der Filmklasse der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig (Meisterschüler 1994). Seit 1989 Videos, Videoinstallationen und Filme, seit 1994 teilweise in Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Volker Schreiner und seit 1999 häufig in Zusammenarbeit mit Matthias Müller. Teilnahmen an Gruppenausstellungen in Institutionen wie dem Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven, dem P.S.1 Contemporary Art Center, New York, und dem Hirshhorn Museum Washington. Einzelausstellungen zuletzt im Kunstverein Hannover, der Galerie Campagne Première, Berlin, der Thomas Erben Gallery, New York, der Trapéz Gallery, Budapest und bei West Den Haag. Girardets Videos sind auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt und vielfach ausgezeichnet worden. Seine Arbeiten befinden sich in verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen. 2000 erhielt Girardet ein Stipendium für das International Studio and Curatorial Program in New York und 2004 das Villa Massimo Stipendium in Rom. Er lebt und arbeitet in Hannover.