Ganz anders als heute im Zeitalter seiner „medialen Dauerthematisierung“ (Thomas Assheuer) markierte der Leichnam im Bild früher einmal eine Zäsur und war eine Ausnahme in der Ordnung des Bildhaushaltes. Und dies nicht nur thematisch, sondern auch insofern, als sich mit dem Sujet des Leichnams oft grundlegende medienontologische und bildtheoretische Parameter und Rezeptionsmodellierungen äußern. Denn gerade das Sujet des Leichnams provoziert ein Nachdenken über das, was eigentlich ein Bild ist, genauer noch das, was das Paradox jeder bildlichen Repräsentation ausmacht und woraus es kein Entrinnen gibt: Anwesende Abwesenheit, Da-Sein und Weg-Sein zugleich.