L:TA Labor: Temporäres Archiv – Das Archiv als temporäre Versuchsanordnung

2012

Fachbereich Theorie, Film und Video

Art

Semesterprojekt

Studienrichtung

Fachbereich Theorie, Film und Video

Betreuende Dozent/innen

Im Sommer 2012 sind die Veranstalter des Stuttgarter Filmwinters Wand 5 e.V. umgezogen. Nach dem Umzug stapelten sich auf dem neuen Dachboden unzählige Kisten mit der Aufschrift: Archiv! Damit die Kisten nicht einfach eine Staubschicht bekommen und auf dem Dachboden auf den nächsten Umzug warten, kam die Idee auf, das Archiv zum Leben zu erwecken. So entstand eine Kooperation mit der Merz Akademie, die sich gleich neben den neuen Räumen befindet.

Studierende aus den Semesterprojekten „Feldforschung – Archäologie der Gegenwart“ (Theorie) von Prof. Maria Muhle und „Stadtbilder / Archivologie“ (Pathway Film und Video) von Prof. Jan Peters haben Schnitte durch das Wand 5-Archiv gemacht, Proben entnommen und neue Archive angelegt.

Während des Stuttgarter Filmwinters werden die Studierenden das LABOR TEMPORÄRES ARCHIV einrichten, in dem die erstellten persönlichen Mikro-Archive ausgestellt sowie performativ, filmisch oder graphisch vor- bzw. dargestellt werden, Verbindungen zu anderen Archiven erprobt und verschiedene Objekte (auch aus dem Wand 5-Archiv) in neue Zusammenhänge gebracht werden.

Ausgangspunkt für die Arbeit der Studierenden ist dabei die theoretische und praktische Beschäftigung mit dem Archiv, die sich wesentlich auf die Frage nach der Geschichtsschreibung bezieht und damit zugleich auch die Frage nach dem dokumentarischen Wert von Texten, Bildern, Objekten verhandelt. Ausgehend von Michel Foucaults Einführung eines philosophischen Archivbegriffs soll die Wende weg vom Archiv als Speichermedium der Wahrheit und hin zu einem aktiven oder produktiven Verständnis im Zentrum stehen: Das Archiv ist keine „Totalität von Texten, die für eine Zivilisation aufbewahrt wurden, noch die Gesamtheit der Spuren, die man nach ihrem Untergang retten konnte“ (Foucault), sondern ein topologischer Zusammenhang, in dem Wissen entsteht. Wissen ist derart als etwas kontingentes, also nicht notwendiges zu verstehen, das im und durch das Archiv produziert wird und derart immer transformierbar bleibt.

 

Studierende im Archiv des Filmwinters