Angesichts wachsender europäischer Rassismen und fiktiver Vorstellungen einer rein europäischen Kulturmodernität veranstalten die Merz Akademie und der Württembergische Kunstverein eine halbtägige Konferenz zum Thema “Transmoderne und Kreolisierung der Welt”.
Die Konferenz widmet sich der Frage, wie die Moderne aus den Ozeane umspannenden Kontaktzonen kapitalistischer Kolonisierung entstanden ist. Seit dem späten 15. Jahrhundert sind unterschiedlichste Hemisphären, Orte und Zeiten durch den Sklavenhandel und die Plantagenwirtschaft, den Bergbau und die Schifffahrt in immer schnelleren Rhythmen gewalttätig miteinander verbunden worden und haben einen historisch ungekannten Kreolisierungsprozess ausgelöst. Die europäischen Gründungserzählungen, die die Moderne im Dreischritt von Renaissance (Aufklärung), Reformation (Protestantismus) und Revolution (universalem Recht) als Selbstgeburt europäischen Geistes erklären und auf griechisch-römische Ursprünge zurückprojizieren wollen, verlieren in dieser Perspektive ihren Sinn. Als eigentliche Herausforderung der Moderne begreift der Workshop deshalb die Frage, wie dem transatlantischen Kreolisierungsprozess Kräfte entsprungen sind, die die Inegalität europäischer Regierungs- und Ausbeutungssysteme grundlegend in Frage stellen. Kurz: Diskutiert wird, wie sich der ‘schwarze Atlantik’ zwischen Afrika, Europa und den beiden Amerikas in einen Raum der Überlappung, der Kollision und der hypermodernen Kreation non-konformer Ausdrucks- und Handlungsformen verwandelt hat, aus dem nicht nur die Erinnerung an den Terror der kolonialen Vergangenheit, sondern auch die Zukunft eines anderen, transmodernen Westens hervortritt. Überprüft werden soll dabei die Produktivität der Begriffe der Universalgeschichte, der Transmodernität und der Kreolisierung, um dem imaginären, aber umso realitätsmächtigeren Stereotyp einer eurozentrischen Welt entgegenzutreten, die die Moderne als europäische Leistung idealisiert und die Verbindung von Aufklärung und Schrecken, Rationalität und Irrationalität verleugnet.