Plakate entworfen von Dennis Kulbe, Denisa Tanase, Caroline Wiederkehr.
Die gegenwärtige europäische Austeritätspolitik ist nicht nur eine Schuldenpolitik, sie ist auch eine extreme Politik der Prekarisierung. Die Legitimation dieser Politik wird seit Jahren von einem moralischen Diskurs der Schuld begleitet: Wer sich dermaßen verschuldet, ist selbst verantwortlich und verdient die Prekarisierung, nicht nur der Arbeit, sondern des gesamten Lebens. In diesem Verständnis von Schuld/en und Prekarisierung werden neue europäische Regierungsweisen offensichtlich. Was aber hat diese Logik mit unseren Selbstverhältnissen und Subjektivierungsweisen zu tun? Welche Rolle spielen Versuche der eigenen Sicherung, Angst und Konkurren und weshalb lässt sich bei Kulturproduzent/Innen und Wissensarbeiter/Innen von einer doppelt verschuldeten Persönlichkeit sprechen?
Isabell Lorey, politische Theoretikerin am European Institute for Progressive Cultural Policies (eipcp), lebt in Berlin und ist eine der Herausgeber/Innen von transversal texts (transversal.at). Seit Oktober 2015 ist sie Professorin am politikwissenschaftlichen Institut der Universität Kassel. Zuvor hat sie an verschiedenen europäischen Universitäten in den Sozial- und Kulturwissenschaften Politische Theorie, feministische und postkoloniale Theorie unterrichtet: u.a. am Zentrum Gender Studies der Universität Basel (2012–2015), an der Humboldt Universität Berlin (2010 und 2011) und an der Universität Wien (2009 und 2010). Loreys aktuelle Publikation: State of Insecurity. Government of the Precarious, London und New York: Verso 2015.