Blindheit und Exzess – Bildkritik bei Paul McCarthy

Sebastian Egenhofer

Veranstaltungsreihe

Die Utopie der Bilder

Studienrichtung

Fachbereich Theorie

Ort & Zeit

Di, 04. Jun. 2013, 19:30 Uhr

Run down a hill. The angle of the hill should increase so that one has
the sensation of falling. Summer, 1968; fall, 1970; spring, 1972
Spend the summer digging a continuous narrow trench. Spring, 1968
Place dirt in a box or bucket. Paint entire object silver. Spring, 1969
Burn a box. Fall, 1969
Make a window where there is none. Fall, 1970

aus: Paul McCarthy, Instructions 1968-78

 

Schon die frühen Aktionen und Handlungsanweisungen von Paul McCarthy sind in Absetzung vom Minimalismus der sechziger Jahre von einer halluzinatorischen Schicht überlagert. Die lokale materielle Situation wird auf ein Verhältnis des Subjekts zur Welt projiziert. Objekte und Handlungen nehmen eine instabile metaphorische Dimension an. Diese Dimension halluzinatorischer Bildlichkeit wird in der Folge von jenem Medium der transmedial gewordenen Repräsentation eingenommen, die Guy Debord als ‚Spektakel‘ analysiert hat: industriell gewordene Imagination, die Subjektformationen wie Dingerscheinungen – abgetrennt von und als Negation des ‚unmittelbaren Lebens‘ – konstituiert. McCarthy schlägt nirgends einen Ausweg aus der Dimension der spektakulären Verdinglichung vor. Seine Arbeiten formulieren aber eine immanente, blinde oder bildlose Kritik, die in Momenten des Exzesses und in einer aktiv gewendeten Hoffnungslosigkeit angezeigt ist.