Mit der Kabbala, der spezifisch jüdischen Form der Mystik, ist im frühen Mittelalter ein Denkmodell in die abendländische Geistesgeschichte hineingeworfen worden, dessen Ausläufer sich überraschenderweise bis in den philosophischen Poststrukturalismus der Gegenwart nachweisen lassen.
Alexander König macht sich auf Spurensuche und findet manches. Kabbalistische Vorstellungen ergießen sich von fast schon herätischen (früh-)mittelalterlichen Bibelauslegungen bis in die Überlegungen großer Denker der Moderne wie Walter Benjamin, Jacques Derrida und Gilles Deleuze. Der Diskurs um die Kabbala hat sich immer mehr zu einem des geistigen „Drängens” an sich entwickelt; anstelle des Denkens des Seins tritt ein solches des Werdens.