„Cultural Studies“ haben in Deutschland keine besondere Tradition. Die im England der fünfziger Jahre entstandene „Anti-Disziplin“ verarbeitet nicht-wissenschaftliche Schreibweisen sowie Erkenntnisse etablierter akademischer Fächer wie Literaturwissenschaft, Soziologie, Philosophie, Ethnologie, Psychoanalyse, und Kunstgeschichte. Die Sympathie gegenüber (Musik-) Journalismus und Reportage ist auffällig. Im deutschsprachigen Raum wurden Cultural Studies lange zerrieben zwischen einem spezifisch deutschen Verständnis von „Kultur“ einerseits (als Gegenbegriff konzipiert zur westlichen „Zivilisation“), das insbesondere auf das beginnende 19. Jahrhundert zurückging, sowie andererseits einer Massen- und/oder Populärkulturforschung, häufig Frankfurter-Schule-geprägt.
An der Merz Akademie, einer 1918 gegründeten Hochschule für Gestaltung, hat der offene, Cultural-Studies induzierte Blick auf Kultur und Theorie schon seit Jahren seinen festen Platz im Rahmen der Qualifizierung der Absolventen zu einer Autorschaft im Feld der Kommunikationsmedien: Dabei ging die Hochschule neue Wege bei der Integration von Theorie und entsprechenden Theoretikern wie Diedrich Diederichsen oder Helmut Draxler in das gestalterische Studium.